In Fragen der Entlohnungsgerechtigkeit

An der Frage der gerechten Entlohnung scheiden sich die Geister. Dabei spiegeln die grundsätzlichen Positionen vom Prinzip her ebenfalls wieder nur die jeweiligen Welt-, Gottes- und damit letztlich auch Menschenbilder der jeweiligen Interessenvertreter. Geht es ihnen um die mittlerweile völlig entchristlichte Egokultur einer einem tödlichen Wettbewerb verfallenen Ellenbogengesellschaft, nach der jeder sich selbst der nächste ist, oder geht es um eine christliche Liebes- und Lebensgemeinschaft, nach der wir Menschen alle im selben Boot des Lebens und Überlebens sitzen und entweder gemeinsam gewinnen oder alle verlieren? Mehr noch: Leben wir nur um eines möglichst gewinnbringenden Lebens willen und müssen damit aus diesem Leben rausholen, was nur möglich ist, oder leben wir in der Vorstufe für ein ewiges Leben, wo es darum geht, aus dem egoistischen Instinktwesen des alten triebhaft strukturierten Menschen in das liebende Geistwesen des neuen und triebfreien Menschen zu gelangen? Im letzteren Fall kommen wir nicht umhin, unsere jeweiligen von Gott geschenkten Gaben und Fähigkeiten in den Dienst einer Lebens- und Liebesgemeinschaft aller Menschen zu stellen, in der einer für den anderen Verantwortung zu übernehmen bereit und die Goldene Regel des Evangeliums Maßstab aller ist, nach der wir Menschen Gott über alles und unseren Nächsten wie uns selber zu lieben, achten und ehren bereit sind.  So ließe es sich, um nur ein Beispiel zu nennen, durchaus vorstellen, alle Arten von Werbeeinnahmen vom Werbeträger zu lösen und zu einem bestimmten Prozentsatz, der Fall für Fall sozial auszuhandeln wäre, der Allgemein-heit zugute kommen zu lassen, z.B. über die Forschung.

 

In diesem letzteren Fall werden sich auch Arbeitsentgelt und Leistungs- entlohnung, um die ausbeuterische Unterscheidung zwischen Löhnen und Gehälter zu vermeiden, alleine an der tatsächlichen, also quantifizierbaren wie qualifizierbaren Leistung des Menschen (es geht also ausschließlich um die Einkünfte aus eigener Arbeit, da jede Art von Kapitaleinkommen immer Einkünfte aus der Arbeit anderer sind!) und den Anforderungen des jeweiligen Arbeitsplatzes inklusive des notwendigen Aufwandes für diesen Arbeits-platz orientieren und nicht mehr an künstlich geschaffenen Wettbewerbsparametern, die nur den Kapitalherren dienen, welche über die kapitalwirtschaftlichen oder technologi-schen Multiplikatoren (z.B. Kapitalgewinn, personaler Status, Angebot und Nachfrage orientierte Marktwerte, usw.) verfügen. Gerade weil sowohl aus finanz- wie auch aus arbeitswirtschaftlichen Gründen die Arbeit weg von den sekundären Einflussfaktoren und hin zum primären Einflussfaktor Mensch orientiert werden muss, wird es Entlohnungs-gerechtigkeit erst geben, wenn dem Zusammenhang zwischen Arbeit und Arbeitssubjekt Vorrang gegeben wird vor jenem zwischen Arbeit und den ohnehin mehr künstlich beein-flussten sekundären Einflussfaktoren. Harald Wozniewski, Fachanwalt für Bank-, Kapital-anlage- und Insolvenzrecht und ehemaliger juristischer Mitarbeiter am Bundesge-richtshof, hat sehr anschaulich nachgewiesen, dass in Geldwirtschaften, in denen es keine Kapitaleinkünfte, sondern lediglich Einkommen für persönlich geleistete Arbeit gibt, auch der heute stetig wachsende Unterschied zwischen Reich und Arm eine deutlich geringere Rolle spielt.

 

Dies sieht er u.a. darin begründet, "... dass Arbeitseinkommen die natürliche Eigenheit auf-weisen sich selbst zu begrenzen, indem die Leistungsfähigkeit des Menschen naturgemäß begrenzt ist, er also nicht unbegrenzt viel Arbeit verrichten kann, und andererseits, dass immer ein anderer da sein muss, der bereit ist, so und so viel Geld für eine bestimmte Arbeit zu bezahlen. Daraus ergibt sich ganz von selbst, dass Arbeitseinkommen nicht in den Himmel wachsen können und dass der Geldfluss auf Dauer volkswirtschaftlich so breit angelegt ist, dass er alle gleichmäßig bzw. lediglich in Abhängigkeit ihrer persönlichen Leistung mit Geld versorgt" (Harald Wozniewski, Wie der Nil in der Wüste - Der moderne Feudalismus (Meudalismus) in Deutschland, S. 24ff.)

 

Die sich damit aufdrängende Frage, aufgrund welcher Kriterien sich nun die Arbeitsleistung eines Menschen bemessen sollte, setzt vorab eine Definition des Leistungsbegriffes selber voraus. In einer ersten Grundunterscheidung sind hier sicherlich körperliche von geistigen Leistungen zu trennen, da sie unterschiedlichen Bewertungs-kriterien unterliegen. Danach müssen in den jeweiligen Leistungsbegriff die ihn tragenden Parameter der Leistungsfähigkeit mit einfließen, da nur über diese eine ausgleichende gesellschaftliche Leistungsgerechtigkeit ermittelt werden kann. Wo Leistung nur am Output und nicht gleichzeitig an den bestehenden Inputparametern gemessen wird, werden körperlich oder sozial Schwache, Behinderte oder anderweitig gesellschaftlich Benachteiligte immer eine untere Kaste bilden, die dann bestenfalls über Zwangsabgaben gerade noch so über Wasser gehalten wird. Dabei geht es nicht um den politisch zurecht verrufenen Begriff der Ergebnisgleichheit, die letztlich nur einer degenerativen Verwöhn-kultur dienlich ist, sondern gerade die Chancengerechtigkeit impliziert, dass die Inputparameter darüber entscheiden, ob Chancengleichheit auf Dauer gewährleistet ist oder nicht. Sonst müssten die Teilnehmer der Paralympics ebenfalls an den regulären olympischen Wettkämpfen teilnehmen, da an der Startlinie alle gleich positioniert sind.

 

Hinsichtlich der Messbarkeit von Arbeitsplatz und Arbeitsleistung müssen im Sinne einer Arbeitsentgeltgerechtigkeit sicherlich auch Kriterien einfließen wie beispielsweise die Anforderungen an Ausbildung, Berufserfahrung, Verantwortung, Belastungen und fachliche wie soziale Kompetenzen, was die Arbeitsplatz- und Leistungsbewertung zu einer kom-plexen Größe macht, die sich nicht als generell festzuschreibende Obergrenze in den Medien einfordern lassen wird. Schließlich finden auch die dem Unternehmensgewinn zu Grunde liegenden Faktoren wie betrieblicher Erfolg, technologische Innovationsfreudig-keit, usw. Eingang in die Leistungsbewertung, aber da diese letztlich die Anstrengungen der gesamte Belegschaft spiegeln und nicht lediglich jene der Unternehmensführung, muss Lohn- oder besser Arbeitsentgeltgerechtigkeit auch wegkommen vom Aspekt der verteilenden Gerechtigkeit, dem ein streng hierarchisches und einseitig eigentumslastiges Arbeitssystem zugrunde liegt, und dafür hinführen zu einer ausgleichenden  Leistungs-gerechtigkeit, welche eine gesetzliche Mitbestimmung und Anteilseignerschaft unter Arbeits- und nicht unter Führungskriterien voraussetzt. Aus diesem Grund muss unab-hängig dieser und weiterer produktions- und verteilungstechnischer Faktoren grundsätz-lich gelten, dass das minimale Arbeitsentgelt nicht nur eine eigenständige ökonomische Existenz (Eigentum für alle) für eine Familie ermöglichen sowie die tatsächlichen Anfor-derungen und Belastungen angemessen honorieren und geschlechtsunspezifisch bewerten sollte (das ist die wirtschaftspolitische Minimalforderung), sondern dass die Entlohnung von Arbeit im Sinne einer Gemeingutverteilung immer proportional zu den ihrerseits noch zu diskutierenden Produktivitäts- und damit Gewinnzuwächsen zu wachsen habe (das ist die christliche Minimalforderung), da, wie Harald Wozniewski zutreffend nachwies, "... in jedem Unternehmen die Arbeitsleistung der Mitarbeiter mit der Bezahlung durch die Kunden – die Umsätze einer Firma sind ja bekanntlich die Gelder, die die Kunden des Unternehmens an dieses bezahlen – und nicht mit einem feudalistisch orientierten Entlohnungssystem eines Unternehmens bzw. des Arbeitgebers korreliert" (Harald Wozniewski, Wie der Nil in der Wüste - Der moderne Feudalismus (Meudalismus) in Deutschland, S. 94f.).

 

Fassen wir kurz zusammen: Wir müssen weltweit wegkommen von einem unnatürlich exponentiellen Entlohnungssystem, welches die Hebelwirkung von künstlich geschaffenen Angebot- und Nachfragemechanismen zur Preisbildung ausnützt oder um menschliche Leistungen zu entlohnen. Dafür müssen wir wieder zurück zu linearen Entlohnungs-parametern, welche sich an der tatsächlich erbrachten Leistung von Menschen, also an deren rein arbeitsbezogenem Input orientieren und nicht am Output einer technischen Vervielfältigung oder marktbezogenen Breitenwirkung. Damit entfällt auch der Werbe-faktor, der sich ja im Prinzip nur dieser künstlich geschaffenen Hebelwirkungen von Markt- und Innovationskalkül bedient. Gleichzeitig müssen wir wegkommen von Vorstellungen, nach denen ein Gut umso wertvoller sein sollte, je knapper es ist oder künstlich gehalten wird. Den ausufernden Preis- und damit Entlohnungsbestimmungen alleine über Markt-kriterien muss ein Riegel vorgeschoben werden, weil es die primäre Triebfeder für Habgier und Neid ist und als solche den Markt kaputt macht und den Menschen verdirbt.

 

Dies setzt gleichzeitig eine Veränderung der Bedürfniskriterien voraus. Indem wir nämlich erkennen, wie sehr der Bedarf des Menschen von seinen tatsächlichen Bedürfnissen abgelöst und dafür gebunden wurde an einen künstlich erzeugten und nur von daher definierten Bedarf – man vergegenwärtige sich nur einmal die völlig aus den Fugen geratenen Produktzyklen gewisser Branchen –, sodass, wie Hegel schon prophezeite, zuletzt nicht der Bedarf, sondern die Meinung befriedigt werden müsste, erkennen wir, wie sehr der Konsum und über ihn der Wachstums- und Entlohnungsbegriff instrumentalisiert wurde zum Zwecke eines hamsterradartigen Wunschdenkens, das die Menschen notwendi-gerweise einteilen würde in Gewinner und Verlierer, wie wir noch sehen werden. Wenn wir diese Zusammenhänge mit dem Maßstab christlichen Denkens vergleichen, so erkennen wir immer deutlicher, wie sehr christliches und ökonomisches Denken sowie Arbeit und Moral diametral auseinander triften und gleichzeitig doch miteinander verknüpft sind, aber auch was wir tun müssen, damit die menschliche Rasse nicht zu den evolutionären Verlierern zählt.

 

Wie sehr bereits gegen diese wirtschaftliche Minimalfairness verstoßen wird und wohin Kapitalismus zwangläufig führt, zeigen Raubtierkapitalisten wie beispielsweise Werner Götze (mit seinem verführerischen "Grundeinkommen für alle") oder der steuerlich vorbestrafte Schraubenunternehmer Reinhold Würth, der sich alles, was in seiner Branche Arbeit verschaffte, monopolistisch unter den Nagel riss, um dann im Sinne der stetigen Gewinnmaximierung diese Arbeitsplätze schrittweise abzubauen und Arbeitslöhne zu senken, während er sich gleichzeitig einen ganz Park von Privatjets leistet und sich jüngst eine Hundert Million Dollar schwere Jacht gönnte.

 

Sein gebetsmühlenartiges Hauptargument, dass, was immer er tue, dies Arbeitsplätze schaffen würde, und dass ohne ihn die Wirtschaft in seiner Branche stagniert hätte etc., ist im Prinzip eine Themaverfehlung, da Arbeitsplätze auch ohne unternehmerischen Einfluss entstehen, nämlich dort, wo Menschen die Möglichkeit haben, ihre Bedürfnisse durch Arbeit zu befriedigen. Dies aber geschieht dort am besten und vor allem am gerechtesten, wo die Menschen dies über die geeigneten Selbststeuerungsstrukturen selber in die Hand nehmen können, da sie letztlich ja auch die Arbeitskraft zu Verfügung stellen. In allen wirtschaftlichen Kreisen, die offen sind für die Probleme der kapitalistischen Realität, ist die Erkenntnis, die Harald Wozniewski formuliert, längst bekannt:  

 

"Der wirtschaftliche Zusammenhang zwischen der Arbeitsleistung der Mitarbeiter und der Bezahlung durch die Kunden des Unternehmens (und nicht den Arbeitgeber!) ist unbe-streitbar. Auch hieran erkennt man, dass nicht der Meudalherr [Arbeitgeber] 'Arbeitsplätze' schafft, sondern die Mitarbeiter. Sie sind die wirtschaftliche Ursache für den Erfolg und ggf. der Expansion des Unternehmens. Dem Meudalherrn wird das alles nur rechtlich (eigentums- rechtlich und schuldrechtlich) zugeordnet; er gilt allein arbeitsrechtlich als Arbeitgeber'. Wenn es also regelmäßig in der Öffentlichkeit heißt, 'N.N. [oder in unserem Beispiel Würth] hat 30 000 Arbeitsplätze geschaffen", kann man genauso gut behaupten, 'N.N. hat 30 000 Lakaien, die für den Wohlstand ihres Meudalherrn malochen'." (Harald Wozniewski, Wie der Nil in der Wüste - Der moderne Feudalismus (Meudalismus) in Deutschland, S. 95f.)

 

Für uns bedeutet dies, dass die Differenz zwischen minimalem und maximalem Arbeitsentgelt einerseits nur der Differenz der geleisteten Arbeit entsprechen sollte und andererseits der Gewinn (abzüglich Investitionsrückstellungen, Standortausgleiche u.ä.) immer Gemeingut aller Beteiligten ist, wobei über ein daraus ableitbares kommunales Gemeineigentum im Sinne einer langfristigen solidarischen Daseinsfürsorge (ähnlich unserem Steuersystem) eigens zu diskutieren wäre. Unter der christlichen Prämisse, dass Gewinne aus technologischen Vorteilen oder veränderten betriebswirtschaftlichen Bedingungen nicht elitär ausgebeutet oder für eine exklusive Interessengruppe zurückbe-halten werden dürfen, weil jeder Mensch Verantwortung für seinen Mitmenschen trägt, dürfen auch technologische Wettbewerbsvorteile nicht alleine unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten gesehen und damit auch nicht als Anreizpotenzial instrumentalisiert werden für eine höhere Entlohnung der betreffenden Arbeitskräfte. Ein durchaus bedenkenswertes Beispiel, wie nicht nur künstlerische, sondern auch technologische Errungenschaften entgeltmäßig gehandhabt werden könnten, zeigt uns das Internet, das bei vielen seiner virtuellen Projekte (z.B. Open-Content-Lizenzen oder Creative Commons Licenses) im Prinzip alle daran partizipieren lässt mit der Vorgabe, dass alles, was aus solchen Partizipationen an neuen Denkleistungen entsteht, auch wiederum der Öffent-lichkeit kostenfrei – zumindest jedoch nicht unter Gewinnakkumulationsvorstellungen – zugänglich gemacht oder unter derselben Lizenz veröffentlich werden muss.

 

Einer der Gründe hierfür ist, dass sowohl aus volkswirtschaftlicher wie auch aus sozialpolitischer Sicht ein überhöhtes und/oder sich ständig steigerndes Einkommen (exponentielles Einkommenswachstum) weder realistisch noch gerecht sein kann. Das liegt u.a. daran, dass vor dem Hintergrund einer nur mehr global zu sehenden wie zu führenden Wirtschafts- und Sozialpolitik das Gesamtaufkommen (Produkt) aller (weltweit) individuel-len Einkommen und Einkünfte nullsummengleich dem Gesamtprodukt aller Ausgaben gegenübersteht. Es ist ja quasi ein wirtschaftliches Axiom, dass auf der einen Seite immer nur so viel ausgegeben werden kann, wie auf der anderen Seite eingenommen wird und umgekehrt, dass also Einnahmen und Ausgaben einander als Nullsummengleichung in der Bilanz gegenüberstehen und das bedeutet im Klartext, dass der Gewinn des einen automatisch der Verlust des oder der Anderen ist. Bezogen auf das durchschnittliche Einkommen heißt dies, dass denjenigen, die sich durch ihr Einkommen Wohlstand ver-schaffen können, diejenigen gegenüberstehen, die durch den Mangel bzw. die Kürzungen an Einkommen immer weiter in die Wohlstandslosigkeit abdriften. Das gemeinhin wirt-schaftlich propagierte Ziel eines Wohlstandes aller Wirtschaftsteilnehmer wird sich bei der westlichen Definition von Wohlstand weltweit nicht erreichen lassen, da die menschliche Arbeitskraft entweder körperlich begrenzt ist oder die technischen Hilfsmittel andere Arbeitskräfte vom Markt verdrängen (oder beides).

 

Erschwerend kommt nun hinzu, dass, wenn und wo die allzu üppigen Einnahmen gehortet werden, weil solche Summen nicht mehr sinnvoll ausgegeben bzw. angelegt werden können oder wollen, immer neues Geld in den Kreislauf gepumpt werden muss (Inflation), um wenigstens diejenigen einigermaßen zufriedenzustellen, die am unteren Ende der Einkommensskala liegen oder gar als Hartz-4-Kandidaten dem Arbeitskreislauf entzogen wurden (die dubiose Rolle des Bankwesens). Dadurch aber sammelt sich nur noch mehr Geld bei denjenigen an, die Gelder dem Wirtschaftskreislauf entzogen haben, sodass jede Form der Geldschöpfung die ohnehin schon einkommensstarken Reichen nur noch reicher werden lässt. Gleichzeitig muss das Verhältnis zwischen dem Einkommen Einzelner und der Gesamtmenge des Geldes einer Volkswirtschaft einigermaßen gleich bleiben, da ein Auseinanderklaffen dieser Grundparameter zugunsten der volkswirtschaftlichen Gesamt-menge die zunehmende Verarmung derjenigen beschreibt, welche an diesem Geld-mengenwachstum nicht entsprechend beteiligt oder überhaupt nicht davon betroffen sind.

 

Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob Leistung sich über den spekulativen Gewinnanreiz von profitorientierten Geldgebern oder an den Notwendigkeiten und Bedürfnissen eines Gemeinwesens, dem gerade und vor allem der Wohlhabende verpflichtet ist, definieren sollte. Den ersteren Fall kennen wir aus dem kommerziell ausgebeuteten Sportbereich, in dem Spitzensportler Gagen verdienen, die Lichtjahre jenseits aller menschenmöglichen Leistung liegen und sich ausschließlich an einer nur mehr trieborientierten Bezahlbe-reitschaft von Geldgebern (z.B. Werbesponsoren) orientieren, die über einen Multiplika-toreneffekt, der sich auf der triebhaften Gier einer sensations- und statusgeil gezüchteten Gesellschaft gründet, damit noch ein Vielfaches verdienen. So ist es schon bezeichnend, dass sich die Bewertung von Arbeit, wie mir die Arbeitswissenschaftlerin Karin Tondorf bestätigte, in unserem Wirtschaftssystem nicht in erster Linie aus der gesellschaftlichen Notwendigkeit der jeweiligen Tätigkeit (bei welcher beispielsweise die gründliche Reinigung eines Krankenhauses genauso wichtig ist wie die Operation schwerer Krank-heiten) definiert, sondern aus mittlerweile wirtschaftsliberalistischen Profitkriterien, die sich weder aus einer Art Naturrecht noch aus ethischen oder moralischen Maximen notwendigerweise so und nicht anders ableiten lassen. Auf was beruhen die neolibera-listischen Entlohnungskriterien?

 

 

Die weitreichenden und komplexen Zusammenhänge, die hinter diesen kurzen Erläuterungen stehen, finden Sie weiterführend in meinem Buch:

 

Gottes- oder Menschenwahn?

 

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