Die erste große Tour

Europareise zwischen Nordmeer und Mittelmeer

 

Mitte der 1970er Jahre begann das Abenteuer Reisemobil mit einer 12-wöchigen Fahrt durch ganz Europa zwischen Nordkap und Spanien. Das Fahrzeug war ein alter VW-Bus T1 mit einem 33-PS Zweitmotor eines Renault-R4. Das Schlafen fand meist im Freien auf Liegen statt, da im Inneren kein Platz für drei junge Studenten war. Kühlschrank und Kochmulde nebst einigen kleinen Schränkchen und einem fest an der Kabinenwand verzurrten 100-Liter-Plastikfass für das Frischwasser bildeten zusammen mit dem großen Dachträger die typischen 'Wohnmobil'-Eigenschaften. Höchstgeschwindig-keit mit Rücken-wind und bergab ca. 100km/h. Fahrleistung in diesen 12 Wochen: ca. 25.000 km, was einer Fahrstrecke von über 2000km die Woche entspricht.

Die Fahrt ging quer durch Deutschland und Dänemark nach Schweden. Von dort nach Norwegen und über die berühmte E6 nach Norden. Von Trondheim aus ging es zuerst Richtung Osten erneut nach Schweden bis zum Bottnischen Meerbusen und dann wieder nordwärts entlang des Bottnischen Meeres Richtung Finnland. In Finnland ging es über Rovaniemi immer weiter nach Norden. Am Inarijärvi (Inari-See) entlang führte uns der Weg wieder nach Norwegen bis wir das Nordkap erreicht hatten.

Im krassen Gegensatz zum touristischen Nepp, wo Mann und Frau alleine für das Übernachten auf einem Standplatz pro Person 30 Euro berappen muss, kostete nur die Urkunde einige wenige Kronen. Und im noch krasseren Gegensatz zu heute waren trotz Mitternachtssonne nahezu keine Menschen am Nordkap. Es musste auch nichts bezahlt werden und stehen konnte man auf dem Felsplateau solange man wollte.

Zurück ging es erneut quer durch Finnland gen Süden und über Helsinki nach Abo Turku. Von dort nahmen wir die Fähre nach Schweden (Stockholm) und weiter Richtung Südwesten zum Vänern-See. Dann ging es hinunter nach Süden und über Malmö und die Ostseefähre zurück nach Dänemark und weiter über Kopenhagen nach Deutschland. Über Kiel und Hamburg zog es uns in Richtung Holland. Amsterdam, Antwerpen, Brüssel und Luxemburg bildeten die Stationen in den Benelux-Ländern. Von dort aus ging die Fahrt über Verdun und Reims nach Paris. Dann weiter quer durch Frankreich bis in den Süden nach Biarritz. Von dort über die Pyrenäen in das Baskenland und weiter in Richtung Portugal.

Zurück ging es dann immer entlang der südfranzösischen Küste mit ihren noblen, aber damals noch relativ ruhigen Schickeriaorten nach Italien und über die Po-Ebene, das Etschtal und Südtirol und schließlich den Brennerpass zurück nach Deutschland. Der kleine Motor, konzipiert in den 1960er Jahren, hatte Großartiges geleistet - ein über zwei Tonnen schweres Gefährt durch Europa kutschiert und dabei einen Schnitt von 11 Litern Benzin (nicht Diesel) verbraucht. Und der Wohnmobilvirus hatte Einzug gehalten ...